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Die Bretter, die die Welt bedeuteten

Es ist hart zu beschreiben, was in mir gerade vor sich geht. Es ist eine Leere, die einen gepackt hält und einen nur schwer loslässt. Aber Stück für Stück werde ich die Melancholie los, die Lustlosigkeit. In den letzten Tagen hat mich ein zuvor nie gekannter Nihilismus gepackt. Nichts machte Spaß, nichts machte Sinn, nichts fesselte mich.

Eine Ära ging zu Ende. Gut, eine Ära die realistisch betrachtet nicht einmal einen vollen Monat ausmachte, und dennoch kam es mir vor wie eine kleine Ewigkeit. Am Dienstag lief die letzte Aufführung des „Hinkemann“, einem Theaterstück von Ernst Toller, aufgeführt durch das Germanistentheater der Universität Regensburg. Einen ganzen Monat lang war man tagein tagaus damit beschäftigt eine Rolle zu verkörpern, die einem alles abverlangt, und gleichzeitig alles gegeben hat.

Und nun ist es vorbei. Es dauerte keine 3 Stunden bis unser zugegeben recht spartanisches Bühnenbild abgebaut war. Schwarzer Teppich weg, Requisiten verstaut, Scheinwerfer abgebaut. Alles was den Tag erfüllt hatte, wurde in Boxen verräumt, in dunkle Keller gesperrt, Textseiten wurden dem Altpapier zugeführt, als hätten sie nie existiert. Und doch geistert das Gespenst des Hinkemanns weiterhin in meinem Kopf umher. Mitten in der Nacht wacht man auf, weil man denkt, man hätte die eine Textpassage vergessen. Man redet in Phrasen, die im Stück so viel Sinn machten, und außerhalb der Bühnenwelt so wenig.

Und doch heißt es nun loslassen. Der Alltag mit seinen fast schon merkwürdigen Ritualen, wie dem regelmäßigen Verzehr von Nahrung, kommt langsam wieder. Die Musik hilft einem dabei. Und doch wird es noch eine ganze Weile dauern, bis man wieder ganz der Alte ist… Wobei, wird das überhaupt je wieder der Fall sein? Unsere Umwelt, unsere Erlebnisse prägen uns, soviel steht fest. Die letzten Wochen waren eine großartige Zeit, die ich ganz bestimmt nicht missen möchte. Aber auch die Zukunft wird wieder glückliche Momente bringen, dessen bin ich mir sicher.

Auf bald, Theater, auf bald.

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