Einmal vollmachen bitte!

Keiner von uns geht gerne zum Arzt. Wenn wir das nämlich täten, kämen wir uns alle kranker vor als wir sind. Kluge Menschen meiden daher den Arztbesuch, so lange es geht. Ist man dann nämlich erst mal durch die Praxispforten geschritten, finden die Herren in Weiß so allerlei Gesocks, von dem man gar nicht wissen wollte, dass man es hat.

Doch ich machte letztens den Fehler, zu einem Doktor zu gehen. Wegen praktisch einer Lapalie. Wegen Pollakisurie ging ich also zum Arzt. Der verweist mich erstmal ohne weiter drauf einzugehen zum Urologen. Da fängts nämlich schon an: Man geht zum Doktor, im Wissen, dass dieser einem nicht weiterhelfen kann. Dafür drückt man dann gleich mal 10 Euro ab. Nach einer Stunde Warten erhält man dann die gewünschte Überweisung zum Urologen. Der hat aber heute keine Zeit mehr. Klar, dann geht man in der Woche drauf hin.

Da macht man dann gleichmal eine lustige Urinstrahlprobe. Was sich nach einem feuchtfröhlichen Männerabend anhört, stellt sich aber als relativ langweiliges Unterfangen heraus. Man(n) pinkelt in ein Gefäß, und währenddessen misst ein Gerät die Intensität des Strahls. Das ganze kann der Onkel Doktor dann ausdrucken. Große Überraschung, nachdem der Patient – in dem Falle ich – eineinhalb Liter Wasser auf Ex trinkt, kommt zu Beginn ein ordentlicher Strahl, der gegen Ende hin schwächer wird. Doch mit so einer Grafik kommt man natürlich nicht weiter. Also verordnet der Urologe drei Dinge.

1. Nicht so viel trinken!

Klar, hat ja nur dreißig Grad im Schatten, vierzig in der Sonne, und ich radel jeden Tag zur Uni. Nix trinken? Kein Stress! Ist ja nicht so, als hätte ich hin und wieder mal auch während dem Tag Durst…

2. Machen Sie sich nicht so viel Stress deswegen!

Sicher, wenn ich inmitten einer Vorlesung mit 300 Mann sitze und keine Chance hab aufs Klo zu gehen, nene, da mache ich mir keinen Stress, wenn die Blase mal drückt. Ganz entspannt bin ich da!

3. Nehmen Sie die Tabletten hier, aber ich glaube nicht, dass die helfen werden.

Recht hat er. Helfen kein bisschen. Dafür schlagen die „Sehr wahrscheinlich auftretende[n] Nebenwirkungen“ ein. Super!

Nachdem der erste Besuch beim Urologen so mega-erfolgreich war, sollte ich in 14 Tagen wiederkommen. Dann ungefähr beginnen auch die Tabletten zu wirken. Warum ich dann nicht lieber nach 20 Tagen wiederkommen soll? Keine Ahnung, der Doc wird sich schon was dabei gedacht haben. Egal, ich mach lieber nen Termin nach 20 Tagen.

Heute: Komme nach 30 Minuten Wartezeit endlich dran. Fragt der Halbgott in Weiß mir gegenüber, was ich denn brauche. Was ich brauche? Naja ich sollte mit Ihnen nen Termin ausmachen! Das lässt ihn grübeln. Ob die Tabletten wirken? Ja, aber nicht so wie sie sollen. Hmm. Na dann machen wir doch mal ne Urinprobe.

Hier ist der Moment, wo ich aus der klassischen Der-Patient-als-Sandsack-Rolle rausschlüpfe. Wie Urinprobe? Ich hab doch letztes Mal in nen Becher geschifft. Er guckt verwirrt. Lang und breit erkläre ich ihm, dass ich bei der Urinstrahlprobe ein Becherchen gefüllt habe. Da hätte man als langjähriger Urologe drauf kommen können, dass man das nicht einfach wegkippt, sondern ins Labor schafft. Nein, nein, nein, werde ich aufgeklärt. Das war ja einfach nur so ein Gefäß! Nicht geeignet um den Urin testreif aufzufangen. Ich überlege kurz, und bin mir dann sicher, in einen dieser Becher gepinkelt zu haben, die es beim Aldi im 100er Pack für 0,79 Euro gibt. Und überhaupt müsse die Probe dem Mittelstrahl entnommen werden. Dem was? Anfangs- und Endurin unterscheiden sich anscheinend deutlich voneinander. Nur in der Mitte liegt die Quelle zur guten Analyse. Is klar. Also tu ich ihm den Gefallen, und stelle ihm noch ein Probe bereit. Da die Sprechstundenhilfe mit keinem Wort den Mittelstrahl erwähnt, frage ich nach. Sie hat sichtlich keine Ahnung, von was ich spreche. Einmal vollmachen bitte – sagt sie und reicht mir einen dieser Billig-Becher vom Aldi, in denen auf Uni-Partys der Cocktail gereicht wird.

Na auf das Ergebnis bin ich ja mal gespannt…

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Eine Antwort zu “Einmal vollmachen bitte!

  1. Mel

    Gut, dass seit diesem Jahr wenigstens die Praxisgebühr von 10 € entfällt.

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